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„Eine große Ehre“

Am Mahnmal im Ortskern von Borne legte Bürgermeister Peter Lüttmann ein Blumengesteck nieder. Fotos: Gerd Cosse

Rheines Bürgermeister spricht erstmals bei der Gedenkveranstaltung in Borne

Rheine/Borne. Wohl selten hat man Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann so bewegt erlebt wie am Sonntagabend bei dem Totengedenken in der Alten Kirche in Borne. „Ich durfte bereits in den vergangenen Jahren am Nationalen Totengedenken teilnehmen. Doch heute ist es das erste Mal, dass ich auch als Redner vor Ihnen stehe. Es ist mir eine große Ehre und ein bewegender Moment.“

Lüttmann nahm zusammen mit seiner Stellvertreterin Birgitt Overesch und seinem Stellvertreter Karl-Heinz Brauer sowie Vorstandsmitgliedern des Städtepartnerschaftsvereins an dieser Gedenkveranstaltung teil. Einer besonderen, denn das Kriegsende und die damit verbundene Besatzungszeit endete vor 80 Jahren. Erstmals war der Rheiner Bürgermeister um einen Redebeitrag gebeten worden.

Die Gräueltaten, die von deutschem Boden und deutschen Tätern ausgegangen seien, dürften nie vergessen werden, so Peter Lüttmann. Deshalb sei es so bedeutsam, dass Deutsche und Niederländer in Trauer, Gedenken und Hoffnung zusammengekommen seien.

„Die Städtepartnerschaft zwischen Borne und Rheine ist für mich ein lebendiges Zeichen dafür, dass Versöhnung möglich ist.“ Seit über 40 Jahren verbinde die beiden Städte eine enge Freundschaft. Schüleraustausche, Begegnungen von Vereinen, Gespräche auf Augenhöhe – all das schaffe Vertrauen und Verständnis.

Bornes Bürgermeister Jan Pierik bei seiner Ansprache in der Alten Kirche.

„Vor 80 bis 85 Jahren war Nazi-Deutschland Besatzungsmacht in den Niederlanden und für viel Leid verantwortlich“, blickte Bornes Bürgermeister Jan Pierik in seiner Ansprache zurück. Es habe in Deutschland viele Jahrzehnte und viel Mut gekostet, sich mit diesen sehr dunklen Seiten auseinanderzusetzen. Auch in den Niederlanden habe der Groll tief gesessen und es habe viel Zeit gebraucht, Emotionen zu überwinden. 

„Letztlich sind wir Menschen selbst die Menschen, die hier wichtige Schritte unternehmen können. Ein sehr markantes Beispiel hierfür ist unsere Städtepartnerschaft, die Borne und Rheine seit mehr als 40 Jahren in den Bereichen Verwaltung, Kultur, Sport, Bildung und Unterhaltung verbindet.  Diese euroregionale Bindung ist eng und stark und damit einer der vielen Grundsteine ​​des europäischen Friedens- und Wohlstandsprojekts, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut wurde.

„Dass Sie jetzt sprechen und wir bald Blumen am Monument niederlegen, sehe ich als ein Bekenntnis zum Frieden und als Bestätigung unseres gemeinsamen Engagements für Sicherheit und Gerechtigkeit in und außerhalb Europas“, so Pierik an Rheines Bürgermeister gewandt.

Auch die stellvertretende Vorsitzende des Rheiner Städtepartnerschaftsvereins, Irja Erben, und der Vorsitzende des Partnercommittees Borne, Gertjan Rozendom, legten gemeinsam ein Blumengesteck an das Denkmal.

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Zur Info:

Stichwort Dodenherdenking

Der erste Dodenherdenking (Nationales Totenngedenken) wurde am 9. Mai 1945 gehalten, am Ende des Zweiten Weltkrieges. Damals fand eine Schweigeminute statt, um der Toten zu gedenken. Bis 1961 wurde der niederländischen Opfer des Zweiten Weltkrieges gedacht. Seither werden alle Bürger und Soldaten des Königreichs miteinbezogen, die seit dem Zweiten Weltkrieg in militärischen Konflikten umgekommen sind. Später kamen auch die Opfer von Friedensmissionen hinzu. 2022 wurde durch den Verweis auf „den Kolonialkrieg in Indonesien“ außerdem alle niederländischen und indonesischen Opfer miteinbezogen, die in der Zeit von 1945 bis 1949 durch Kriegshandlungen gefallen sind.