Ein Familientreffen besonderer Art fand im Falkenhof Museum Rheine statt: Mitglieder der Familie Schilgen aus Berlin, Münster und Heidelberg kamen zusammen, um den Städtischen Museen eine Schenkung anzuvertrauen: Sie brachten ein Gemälde und einen Lehnstuhl mit, die 185 Jahre lang kontinuierlich im Familienbesitz gehegt und gepflegt worden sind. Den Kontakt zum Museum vermittelte Helmut Lechte, Vorsitzender der Museumsstiftung Rheine, der zusammen mit Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann und Museumsleiterin Dr. Mechthild Beilmann-Schöner die Schenkung mit Freude entgegennahm.
Im Mittelpunkt stand an diesem Tag ein Gemälde aus dem Jahr 1837, geschaffen von dem bekannten Künstler Carl Weddige, der 1815 in Rheine geboren wurde. Um eine solide künstlerische Ausbildung zu erhalten, hatte Weddige seine Heimatstadt schon im Alter von 18 Jahren verlassen und studierte zunächst an der Kunstakademie Düsseldorf, bevor er sich nach einigen Reisen dauerhaft in Amsterdam als freischaffender Maler niederließ. Den Kontakt zu seiner Heimatstadt hat er allerdings zeitlebens weiter gepflegt, denn in der Emsstadt lebten viele seiner Verwandten. Als er 1837 die Genreszene malte, die das gemütliche Beisammensein einer Großmutter mit ihrer Enkelin zeigt, war dies sein erster Versuch in der Genremalerei überhaupt, also in der Wiedergabe einer ganz alltäglichen Szene. Detailreich schilderte er das Ambiente, so dass sogar die heutigen Bildbetrachter in die vergangene Epoche eintauchen können, in der die Zimmereinrichtung von Spinnrad und Haspel, einem kupfernen Teekessel und einem hohen Lehnstuhl geprägt wurde – genau dem Lehnstuhl, der nun ebenfalls an das Falkenhof Museum übergeben wurde. Und als „Modelle“ für sein Genrebild nutzte Carl Weddige damals zwei Personen, die ihm gut vertraut waren: seine Großtante Maria Theodora Schilgen und deren Enkelin Mathilde Sträter.
Auf die Bezüge zur Stadtgeschichte von Rheine wies auch Helmut Lechte hin. Er erinnerte an den Juristen Dr. Johannes Schilgen, der im 18. Jahrhundert mehrfach als Bürgermeister der Stadt gewählt wurde und an drei Generationen der Familie, die um 1800/1850 als Amtsärzte eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsvorsorge für die Bevölkerung spielten. Zu ihnen gehörte auch Karl Friedrich Schilgen, der Ehemann der porträtierten alten Dame auf dem Gemälde. Bürgermeister Peter Lüttmann dankte besonders für das dem Museum entgegengebrachte Vertrauen und schilderte, dass nun Erhalt und Bewahrung der beiden Objekte ebenso in Hand des Falkenhof Museums liegen werden wie auch die Erschließung der Schenkung für die Öffentlichkeit im Rahmen von Präsentationen, Führungen oder auch museumspädagogischen Schulprogrammen. Besichtigt werden kann das Bild aktuell im Kabinett im ersten Obergeschoss des Falkenhofes, wo es gemeinsam mit einigen weiteren Weddige-Gemälden und mit dem „Album Rheinense“ ausgestellt ist. Der Lehnstuhl bedarf zunächst einer restauratorischen Aufbereitung, bevor er sich für eine Präsentation in der Schausammlung eignet.