„Du dummes Kamel!“ – Eine sprichwörtliche Beschimpfung, die man nicht selten hört.
Allerdings bekommt man schon manchmal eine Bestätigung dieses Vorurteils des „dummen Kamels“, wie heute Morgen bei meinem Besuch im Naturzoo. Eines dieser Tiere lag gemütlich in der Sonne mitten im Gehege. Ein Kollege kam von links und wollte wohl auch nach rechts in die Sonne. Nun lag da auf seinem wohl angestammten Spazierweg dieser faule Artgenosse und bewegte sich keinen Millimeter.
Nun könnte man meinen, dass der Spazierende einen kleinen Umweg, links oder rechts vorbei, wählen würde. Nein, sein Kamelkollege lag auf seiner Fährte und die wollte er beibehalten.
Manchmal sieht man Kamele im Naturzoo, wie sie sich ganz nahekommen. Allerdings geschieht das zur Sicherung des Nachwuchses, genauer gesagt: von hinten.
Unser „dummes Kamel“ stieg aber von vorne über das andere, faul daliegende Tier hinweg und versuchte seine Beine zu koordinieren. Schließlich klappte es irgendwie und beide gingen friedlich auseinander. Bei einem Blick zurück schien das liegende Kamel zu rufen: „Du Trampeltier!“
Womit es biologisch Recht hatte, denn das Zweihöckrige Kamel wird auch als Trampeltier bezeichnet.
Zurück zum „dummen Kamel“.
Fragen wir Alfred Brehm, den deutschen Zoologen und Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert. Sein Name wurde durch den Buchtitel „Brehms Tierleben“ zu einem Synonym für populärwissenschaftliche zoologische Literatur.
Dieser „Fachmann“ schrieb dem Kamel einen „auffallend hässlichen“ Körper und einen „erschrecklich blöden Ausdruck“ zu, so dass es sich nur um ein „stumpfsinniges Geschöpf“ handeln könne.
Allerdings ist Brehm längst nicht mehr das Nonplusultra der Fachbiologen. Schon seit vielen Jahrzehnten ist es Forschern immer wieder gelungen, nachzuweisen, dass Kamele eben nicht dumm, sondern, ganz im Gegenteil, sehr intelligent sind.
Man fällt leicht in alte Gewohnheiten zurück: Als das Kamel immer wieder versuchte, seinen Artgenossen zu übersteigen, forderte ich es gewohnheitsgemäß auf: „Stell´ dich doch nicht so dumm an, du Trampeltier!“
