Niemand weiß, wie das Baby hieß, das Mitte letzten Jahres seinen Schnuller verlor. Fiel das Nuckelteil aus Versehen aus dem Kinderwagen, warf es das Kleine in einem Anfall von Wut aus dem Gefährt? Niemand weiß es.
Unbekannt ist auch die Person, die diesen Schnuller in der Nähe des Affenwaldes im Rheiner Naturzoo auf dem Boden liegend fand. Hoffte sie, dass Baby und Eltern ihn suchten und wollte ihnen das Auffinden erleichtern? Die Finderin oder der Finder war auf jeden Fall findig und befestigte den Schnuller an einen Strauch in der Nähe des Fundortes…
Niemand weiß, welches verliebte Paar das erste war, das als Zeichen ihrer festen Bindung ein Vorhängeschloss an ein Brückengeländer befestigte. Sicher ist allerdings, dass diesen Liebesbeweisen Tausende andere folgten. Es war eine Eigendynamik in Gang geraten.
Das war ähnlich im Naturzoo. Der Schnuller blieb nicht lange alleine. Besucherinnen und Besucher, die solche Nuckelhilfen auf den Wegen fanden, vor allem aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zoos, die bei ihren Säuberungsaktionen auf weitere stießen, hängten die kleinen Fundsachen in eben diesen Strauch. So entstand im Laufe der Monate ein bunter, wunderschöner Schnullerstrauch, botanisch könnte man ihn „frutex schnullensea“ nennen.
Die Zoobelegschaft konnte dann eine weitere Entwicklung feststellen: Babys trennen sich nicht gerne von ihrem kleinen Nuckelteil. In vielen Städten gibt es an öffentlichen Plätzen sogenannte Schnullerbäume, an die Kinder ihre Nuckel zum Abschied hängen. Auch das geschieht wohl immer häufiger, so dass unser Bäumchen im Laufe der Zeit zu einem Schnuller-Entwöhnungs-Fundschnuller-Strauch wurde und heute auch mit kleinen Kuscheltieren oder Trinkfläschchen verziert zu bewundern ist.
Völlig spekulativ ist allerdings die Annahme, dass die Bewohner der nahegelegenen Storchenanlage ab und zu sich einen dieser Schnuller mit dem Schnabel schnappen, um ihn dann beim Flug über Rheine in einen Schornstein fallen zu lassen auf dass sich in diesem Haus bald Nachwuchs einstellt. Aber das wäre eine ganz andere Geschichte…
