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“Die Zeit drängt”

50 Teilnehmer aus Rheine und Borne – Wissenschaftler, Unternehmer, Kommunalpolitiker und Verwaltungsexperten – informierten sich aus erster Hand über die vor Ort geplanten Maßnahmen und diskutierten auch die unterschiedliche Herangehensweise dies- und jenseits der Grenze.

Gemeinsame Klimakonferenz Rheine/Borne in der Firmenzentrale der DEOS AG in Rheine

RHEINE/BORNE. – Ein „weiter so“ können wir uns nicht erlauben – in dieser Einschätzung waren sich alle Referenten bei der gemeinsamen Klimakonferenz Rheine/Borne am Donnerstag in der Firmenzentrale der DEOS AG einig. Thema war die kommunale Herangehensweise an die von der großen Politik vorgegebenen Ziele – allen voran die Eindämmung des Temperaturanstiegs, 2015 im  Pariser Klimaabkommen beschlossen. 50 Teilnehmer aus Rheine und Borne – Wissenschaftler, Unternehmer, Kommunalpolitiker und Verwaltungsexperten – informierten sich aus erster Hand über die vor Ort geplanten Maßnahmen und diskutierten auch unterschiedliche Herangehensweisen dies- und jenseits der Grenze.

Referenten Klimakonferenz: Die Referenten der Veranstaltung (v.l.): Tristan Hinnah (DEOS AG), Ingo Niehaus (Geschäftsführer EWG Rheine), Milena Schauer (Technische Beigeordnete Stadt Rheine), Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann, Bernhard Pieper und Dominik Vogt (beide DEOS AG)

„Wir haben gemerkt, dass die Umsetzung bis 2030 hier vor Ort nicht zu schaffen ist“, sagte Rheines Technische Beigeordnete Milena Schauer. Schon um das nächste Ziel, eine Erwärmung um 1,75 Grad zu vermeiden, seien enorme Anstrengungen erforderlich. Die Stadt arbeitet aktuell mit der DEOS AG zusammen, um ein intelligentes Energiemanagement für alle kommunalen Liegenschaften zu erreichen. Angeschlossen sind 28 Schulen, 26 Sporthallen, vier Feuerwachen und elf weitere Gebäude. Das ermögliche deutlich schnellere Reaktionszeiten und auch die sofortige Behebung von Störungen.

Am Beispiel des Neubaus der Elsa-Brändström-Realschule machte Schauer deutlich, wie das Thema Energieeinsparung inzwischen das Bauen dominiert. Die notwendige Energie werde durch Geothermie aus dem Erdreich gewonnen. 80 Erdsonden würden 120 Meter tief versenkt. Ferner werde eine Fotovoltaikanlage 470 KWp  liefern. Das Regenwasser werde auf dem Grundstück versickert, und das Dach werde als Gründach mit 8000 Quadratmetern Fläche angelegt. Die Baubestimmungen des Landes NRW ermöglichten es leider nicht, das Gebäude in Holzbauweise zu errichten.

Weitere Stichworte waren die Nutzung von Abwasser-Wärme, die Nutzung des Potentials von Freiflächen-Fotovoltaik sowie die nachhaltige Entwicklung von Baugebieten. Politisch beschlossen wurden 250.000 Euro für zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen. Unter anderem könnte ein Klimafonds aufgebaut werden. Daraus könnten Sanierungen gefördert werden, ferner energetische Beratungen. Und best-practise-Beispiele könnte die Stadt fördern.

Dass die Umsetzung der Vorgaben nicht ganz einfach ist, macht das Beispiel Windenergie deutlich. Nach Angaben von Schauer müssten auf dem Gebiet der Stadt eigentlich jährlich zwei neue Windkraftanlagen errichtet werden. Aber: „Wir sind schon vier Anlagen im Rückstand, das heißt in anderen Bereichen müssen wir mehr machen“.

Die Nachfrage nach Lösungen steige permanent, sagte Bernhard Pieper, bei DEOS zuständig für das Marketing. Dabei dränge die Zeit, denn die Gebäudeautomation werde bis zum Jahr 2025 gesetzliche Pflicht. Der Vorteil der DEOS AG seien die kurzen Wege bei der Entwicklung von Techniken und der Fertigung. „Unsere Mission lautet Energieeffizienz“, fasste Pieper das Geschäft der DEOS AG kurz und bündig zusammen. Bürgermeister Peter Lüttmann lobte das Ziel der Klimakonferenzen der Städtepartner, das einen Blick über den Tellerrand hinaus ermögliche. Die DEOS AG bezeichnete er als so etwas wie einen Effizienzweltmeister: „Gut, dass wir so einen Player hier vor Ort haben!“

„Da ist Musik drin“, sagte Ingo Niehaus, Geschäftsführer der EWG, als er Dimensionen der Nachhaltigkeit in der Wirtschaft sprach. Die EWG unterstütze die lokale Wirtschaft bei der nachhaltigen Transformation von Geschäfts- und Wertschöpfungsketten. Ein Beispiel: Zunehmend werde CO2-arm hergestellter Beton nachgefragt. Die Komplexität der Themen sei gerade für den Mittelstand nicht einfach, zumal die vergangenen Jahre davon geprägt gewesen seien, dass eine Krise die nächste abgelöst habe.

Tempo auf kommunaler Ebene deutlich steigern

RHEINE. Dass gerade im kommunalen Bereich das Tempo deutlich gesteigert werden muss, wenn die international festgelegten Klimaziele erreicht werden sollen, war ein gemeinsames Fazit der Experten bei der Klimakonferenz der Städte Rheine und Borne. Seit vielen Jahren schauen die Partnerstädte wechselseitig „über den Zaun“ und bieten Informationen für Wissenschaftler, Unternehmer, Kommunalpolitiker und Verwaltungsexperten an. Ziel: voneinander lernen, best-practise-Beispiele zeigen und Expertenwissen teilen.

Bürgermeister Peter Lüttmann würdigte beim aktuellen Treffen in der Rheiner DEOS AG diesen regelmäßigen „Blick über den Tellerrand“, der im Rahmen der Städtepartnerschaftsarbeit organisiert werde. Eine Einrichtung mit Modellcharakter, wie die Teilnahme von einem Dutzend Experten aus Rheines niederländischer Partnerstadt sowie die angeregten Diskussionen nach den Vorträgen zeigten.

Nutzung von Abwasserwärme im Kanalnetz, intelligentes Energiemanagement kommunaler Gebäude durch modernste Steuerungstechnik, Ausweisung von Gebieten für Freiflächenfotovoltaik und ein Sofortprogramm mit einem Klimafonds in 2023 waren die Stichworte des Vortrags der Technischen Beigeordneten der Stadt Rheine, Milena Schauer. „Wir tun eine Menge, aber wir müssen noch mehr tun“, sagte sie abschließend.

Die DEOS-Experten bestätigten, dass die Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen aktuell stark ansteige. Durch die Gesetzgebung werde die Gebäudeautomation bis 2025 Pflicht. Und so seien Innovationen wie batterielose Funk-Heizungsthermostaten, die zum Beispiel in Schulen und Bürogebäuden im Zusammenhang mit intelligenten Steuerungen ein erhebliches Einsparpotential bieten, gerade sehr stark gefragt.