Neuigkeiten

23 Notstromaggregate für die Ukraine

Bleiben bei dieser Hilfsaktion im Gespräch (v.l.): Oleksandr Karpov, Nadiia Senko und die Schatzmeisterin des Städtepartnerschaftsvereins, Ingrid Brauer.

Städtepartnerschaftsverein organisiert gemeinsam mit Geflüchteten eine Hilfsaktion von Rheine aus

Wenn Oleksandr Karpov und Nadiia Senko erzählen, läuft es einem den Rücken kalt herunter, dem erfahrenen Journalisten zittert trotz aller Erfahrung beim Notieren ein wenig die Hand und der Klos im Hals scheint immer dicker zu werden.

Oleksandr und Nadiia sind aus der Ukraine geflüchtet, sie aus Kiew, er aus der Nähe von Saporischschja. Vor einigen Monaten kam Nadiia nach einer langen und gefährlichen Flucht mit ihrer zweijährigen Tochter nach Rheine. Oleksandr traf Anfang letzten Jahres mit Frau und zwei Kindern in Hauenhorst ein und fand Unterkunft bei einem Mitglied des Städtepartnerschaftsvereins. Inzwischen haben Familie Karpov und Frau Senko mit ihrer Tochter Wohnungen gefunden. Sie unterrichtet am Kopernikus-Gymnasium ukrainische Kinder in Deutsch und fungierte beim Treffen als Dolmetscherin. Er, der gelernte Ingenieur, organisiert Hilfe für die Menschen in der Ukraine.

Beim Gespräch mit der Schatzmeisterin des Städtepartnerschaftsvereins, Ingrid Brauer, ging es allerdings nicht in erster Linie um die schrecklichen Erlebnisse, von denen nahezu alle Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet berichteten, der Grund des Treffens war ein Hoffnungsschimmer, der alle Beteiligten verbindet.

Vor einigen Wochen hatte ein Mitarbeiter der „Saint Nicholas Clinic“ in Saporischschja, der Großstadt am Dnepr mit ehemals 700 000 Einwohnern, seinen Freund Oleksandr kontaktiert und ihn gebeten, nach bestimmten Stromerzeugern zu suchen und wenn möglich, auch zu kaufen. Benötigt würden Aggregate, die für den Betrieb von sensibler Elektronik, zum Beispiel in medizinischen Geräten, geeignet sind.

Oleksandr ist eng mit der Region verbunden, da seine Familie von dort stammt und immer noch einige Familienangehörige in der russisch besetzen Stadt Tokmak in der Nähe von Saporischschja festsitzen.

Oleksandr Karpov war auch in diesem Fall froh über die Unterstützung des Mitgliedes des Städtepartnerschaftsvereins, der spontan seine Hilfe anbot.

Gleichzeitig startete Karpov eine Spendenaktion unter befreundeten Ukraineflüchtlingen. So kamen rund 6000 Dollar zusammen, also etwa 5000 Euro. Damit waren die ersten zehn Aggregate, die mit Benzin betrieben werden und über USB-Anschlüsse zum Aufladen von Handys verfügen, finanziert. Handys spielen in der Ukraine insofern eine wichtige Rolle, weil andere Kommunikationsmöglichkeiten etwa per Telefon fast vollständig ausgefallen sind. Durch eine großzügige Spende eines Mitgliedes und aus dem Spendentopf des Städtepartnerschaftsvereins konnten weitere 13 Geräte angeschafft werden.

23 Stromaggregate, finanziert aus den Spendengeldern, konnten auf den Weg gebracht werden.

Die Geräte wurden in Köthen in Sachsen-Anhalt, wo weitere Bekannte von Oleksandr seit Jahren wohnen, gekauft und zwischengelagert. Die ersten drei Geräte sind inzwischen in Saporischschja eingetroffen und am Montag wurden die restlichen 20 Aggregate auf den Weg geschickt. Zunächst mit einem aus Spenden finanzierten Speditionsunternehmen über Polen bis Liew. Von dort holte und holt ein Fahrzeug der Klinik die Geräte ab, so dass der 2200 Kilometer lange Transport möglichst kostengünstig verläuft.

Bei den Geräten handelt es sich nicht um riesige Aggregate, die eine ganze Klinik mit Strom versorgen können, sondern um mobile Einheiten. So können auch kleinere Orte im Einzugsbereich, in denen das Krankenhaus Stützpunkte unterhält, mit Strom versorgt werden.

Die anfänglich beklemmende Atmosphäre des Gesprächs ist verflogen und wandelt sich immer mehr in Euphorie. Oleksandr, Nadia und die Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereins sind sich einig: Durch den direkten Kontakt mit der Klinik wissen sie, dass sie konkret auf kürzestem Weg helfen konnten. Jeder Cent kommt direkt im Krankenhaus von Saporischschja an und das soll nicht die letzte Hilfe aus Rheine sein. „Wir benötigen dringend weiter Spendengelder, um zusätzliche Stromerzeuger aber auch mobile Wasseraufbereitungsanlagen anschaffen zu können“, legten sich die Beteiligten auf das weitere Vorgehen fest.

Damit diese Hilfe fortgesetzt werden kann, bittet der Verein dringend um weitere Spenden auf das Konto des Städtepartnerschaftsvereins, IBAN DE 65 4035 0005 0000 0642 53 bei der Stadtsparkasse Rheine, Stichwort „Spendenaktion Ukraine“.

——————————————————————————————-