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Gebärdensprach-Avatar für städtische Website

Foto (© Charamel GmbH): So könnte der 3D Gebärdensprach-Avatar für Kommunen aussehen. Diese Gebärde bedeutet "Ich liebe dich".

Rheine. Gemeinsam mit über 40 weiteren Kommunen und der Charamel GmbH aus Köln arbeitet die Stadt Rheine derzeit an einem sogenannten Gebärdensprach-Avatar, also einer künstlichen Person bzw. Grafikfigur, die Inhalte von Webseiten in Gebärdensprache übersetzt. Einzelne Inhalte der städtischen Website www.rheine.de sollen damit künftig auch in Gebärdensprache zur Verfügung stehen. Damit beteiligt sich die Stadt Rheine an der Entwicklung einer Lösung für eine barrierefreie Ausgestaltung von Internetseiten beziehungsweise Online-Services für gehörlose Bürgerinnen und Bürger.

Laut Deutschem Gehörlosen-Bund (DGB) e.V. sind 70 Prozent der gehörlosen Menschen in Deutschland auf Gebärdensprach-Dolmetschende angewiesen. Die deutsche Textsprache ist für sie wie eine Fremdsprache. Hinzu kommt, dass eine echte digitale Teilhabe unter aktuellen Rahmenbedingungen kaum möglich ist. Mit dieser neuen Entwicklung sollen Inhalte der kommunalen Webseiten mithilfe eines Gebärdensprach-Avatars erstmalig automatisiert übersetzbar werden. Das Kölner Softwareunternehmen Charamel GmbH hat hierzu das bundesweite Beteiligungsprojekt „Kommunaler Gebärdensprach-Avatar“ (KGA) gestartet.

„Unsere Teilnahme an dem innovativen Pilotprojekt erfolgt in Kooperation mit der Kommunalen ADV-Anwendergemeinschaft West [kurz: KAAW, Anm. d. Red.]“, erläutert Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann. Die KAAW unterstützt eine Vielzahl von Kommunen im nordwestlichen Münsterland im Rahmen der Digitalisierung. Infolgedessen bot sie ihren Mitgliedern an, sich dem bundesweiten Beteiligungsprojekt KGA anzuschließen. „Es macht absolut Sinn, dass sich die Kommunen bei dieser Aufgabe zusammentun. Das spart Ressourcen und bündelt Wissen. Schließlich benötigen alle Kommunen ähnliche Inhalte für ihre Seiten. Hier profitieren wir von dem Prinzip ‚Einer für Alle‘“, so Lüttmann.

Im Kick-Off-Meeting Ende Oktober zum Start des zweijährigen Beteiligungsprojekts KGA waren über 40 Kommunen – Städte, Kreise, Gemeinden und Bezirke – vertreten. Zentraler Ansatz des Projektes: einen dynamischen Gebärdensprach-Avatar zu entwickeln, der mittels KI (Künstlicher Intelligenz) jeden Text in Gebärdensprache ausgibt. Die bei dem Auf- und Ausbau des Baukastens gesammelten Daten lernen die KI für dieses Ziel an.

„Als öffentliche Stelle müssen wir unsere Webauftritte mit Informationen in Deutscher Gebärdensprache (DGS) ergänzen. Mittels Gebärdensprachübersetzungen fördern wir eine umfassende digitale Teilhabe für taube Nutzerinnen und Nutzer. Ich freue mich, dass wir mit dem Gebärdensprach-Avatar einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Barrierefreiheit gehen“, sagt Rheines Sozialdezernent Raimund Gausmann.

Das Beteiligungsprojekt setzt auf Forschungsergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt AVASAG (Avatar-basierter Sprachassistent zur automatisierten Gebärdenübersetzung). Kommunen sollen von den aktuellen Erkenntnissen und dem neuesten Wissensstand profitieren.

Das Projekt durchläuft unterschiedliche Projektphasen. „Im ersten Schritt werden die von den Kommunen zur Verfügung gestellten Inhalte zu kommunalen Services gebündelt. Gemeinsam mit den teilnehmenden Kommunen wird eine zentralisierte Übersetzungsmöglichkeit erarbeitet, von der die kommunale Verwaltung profitiert“, berichtet die Projektverantwortliche Michaela Hövelmann von der Stadt Rheine. „Das Ergebnis soll ein Baukasten sein, mit dem Kommunen individuell für ihre digitalen Plattformen Infos für Gehörlose automatisierbar und übersetzbar machen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wir hoffen, dass wir die ersten Bürgerservices für gehörlose Menschen im Laufe des nächsten Jahres mit Hilfe des Avatars übersetzen können.“