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17 hervorragende Botschafter

Die Schülerinnen und Schüler aus beiden Partnerstädten beim Museumsbesuch.

20. Schüleraustausch zwischen Leiria (Portugal) und Rheine mit vielen Eindrücken beendet

LEIRIA/RHEINE (rew). Leiria im warmen Frühherbst 2022 – die Fragen und Probleme ähneln denen in Rheine – weil die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine Europa vom Norden bis in den Süden treffen. „Wir müssen elektrische Energie einsparen und diskutieren darüber, die öffentliche Beleuchtung in der Nacht zu reduzieren“, sagt Bürgermeister Goncalo Lopes. Indes: das Wahrzeichen der Stadt, die mittelalterliche Burg soll weiter illuminiert werden.

Blick von der Burg auf Leiria.
Über der Stadt thront weithin sichtbar die Burg von Leiria.

Das imposante Gebäude auf dem Hügel über der Stadt leuchtet seit dem Frühjahr in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb. Und obwohl noch keine Entscheidungen gefallen sind, werden die Lichter in der Burg wohl erst erlöschen, wenn es gar keine andere Lösung mehr gibt. Das ist man der Ukraine schuldig. Und so eine Burg, auf die man aus allen Stadtteilen Leirias schauen kann, bietet in Zeiten postsowjetischer Bedrohungen zumindest ein wohltuendes Gefühl des Schutzes und der Sicherheit.

Leiria im Frühherbst 2022: Pulsierendes Leben in den Straßen der Altstadt. Am Abend des 6. Oktober ziehen frohgelaunte Studenten der polytechnischen Hochschule durch die Straßen, lassen es zum Semesterbeginn noch einmal richtig krachen. Am Samstag Abend sausen Mountainbiker auf einem abgesperrten Parcours bis Mitternacht Runde um Runde mitten durch die Stadt. Pulsierendes Leben – und mitten drin auch 17 Schülerinnen und Schüler aus Rheine, die am Austauschprogramm des Städtepartnerschaftsvereins teilnehmen. Auch sie können sich der Faszination dieser liebenswerten Mittelstadt unweit des Atlantiks nicht entziehen.

Das erste Oktoberwochenende steht aber auch im Zeichen der Städtepartnerschaft von Rheine und Leiria. Die Künstlerin Christina Sauer (Ibbenbüren), seit vielen Jahren Leiterin von Workshops in der Druckwerkstatt in Bentlage, stellt im imposanten ehemaligen Gebäude der Bank von Portugal, heute eine Galerie im Herzen der Stadt, aus. Der Bürgermeister nimmt sich viel Zeit für die Begrüßung der Gäste aus Rheine unter Leitung des stellvertretenden Bürgermeisters Fabian Lenz. Und über die Dinge, die beide Kommunen in dieser denkwürdigen Zeit in Europa bewegen, spricht man nicht im Rathaus, sondern bei einem ausgiebigen Mittagessen.

Auch Leiria beherbergt zahlreiche Flüchtlinge. Viele kommen über das Mittelmeer, aber auch aus der Ukraine waren im März Frauen und Kinder nach einer langen Busreise angekommen. Die Stadt Leiria war auf Wunsch der seit vielen Jahren dort ansässigen ukrainischen Bürger tätig geworden und hat einen Bus Richtung polnisch-ukrainische Grenze geschickt, um dort Flüchtlinge – oftmals Verwandte der in Leiria lebenden Ukrainer – abzuholen. Sie hatten auf der langen Fahrt einen Zwischenstopp in Rheine eingelegt, den der Städtepartnerschaftsverein organisiert hatte. Für viele boten die warmen Betten im Gertrudenstift die erste – relativ – normale Gelegenheit zum Durchschlafen. Einige von ihnen sind in den ehemaligen VIP-Loungen des Fußballstadions von Leiria untergebracht. Und bei einem Besuch der Rheinenser kommt schon von weiterem die Erinnerung an die kleine Hilfe in Rheine hoch: „Germania, Germania“ ruft eine junge Mutter, die mit ihren zwei Kindern geflüchtet ist.

Einige der Flüchtlinge aus der Ukraine sind im ehemaligen VIP-Bereich des Stadions untergebracht.

Die wichtigsten Botschafter der Stadt waren in der ersten Oktoberwoche jedoch die 17 Schülerinnen und Schüler des Dionysianums, des Kopernikus-Gymnasiums sowie der Kaufmännischen Schulen. Sie waren in Gastfamilien der Schüler aus Leiria untergebracht und lernten Rheines Partnerstadt so auf sehr persönliche Art kennen. Ausflüge in die Region gehören ebenso dazu wie ein Besuch im wunderschönen Stadtmuseum von Leiria und eine gemeinsame Reinigungsaktion am Pedrogao-Strand.

Die gastgebende Schülergruppe aus Leiria bei ihrer Vorführung.

Beim Abschied in der Aula der Sekundarschule „Secundaria Francisco Rodrigues Lobo“ wird deutlich, dass in der kurzen Phase viele Freundschaften geschlossen wurden. „Danke für die Freude, die ihr rübergebracht habt. Die Pandemie hat drei Jahre lang den Austausch verhindert. Wir sind sehr glücklich, dass wir ihn wieder aufgenommen haben und hoffen, dass dieses Projekt Früchte trägt“, sagt Lisete Pereira – die koordinierende Pädagogin in Leiria – beim Abschied. Mit Tänzen und wunderschön vorgetragenen Songs sagen die jungen Menschen „Farewell“.  Bereits Ende November wird man sich wiedersehen – dann kommen 18 Austauschschüler aus Leiria für eine Woche nach Rheine.