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Neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rheine

Gespräch mit Gaby Beckmann über Aufgaben und Perspektiven ihrer Arbeit

Rheine. Seit dem 01. März ist Gaby Beckmann die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rheine. Im Interview stellt sie sich vor, berichtet von Ihren Erfahrungen in den ersten Monaten und erzählt uns von ihren zukünftigen Plänen:

Mein Name ist Gaby Beckmann und ich bin seit dem 01.03.2022 die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rheine. Ich selbst bin hier in Rheine geboren, zur Schule gegangen und habe auch meine Ausbildung bei der Stadt Rheine gemacht. Seitdem arbeite und wohne ich in Rheine, sodass ich wohl als „waschechte Rheinenserin“ gelte.

Erzählen Sie uns bitte kurz, wie es nach ihrer Ausbildung innerhalb der Stadtverwaltung Rheine für Sie weiterging.

Ich habe meine bisherige berufliche Laufbahn im Bereich des jetzigen Fachbereiches Schulen, Soziales, Migration und Integration und im Jugendamt verbracht. In den letzten 15 Jahren war ich als Controllerin mit dem Tätigkeitsschwerpunkt „Personal“ tätig. Während dieser Zeit bin ich von der ehemaligen Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Rheine, Monika Hoelzel, gefragt worden, ob ich bereit sei, ihre Stellvertretung zu übernehmen. Dieses habe ich gerne gemacht, sodass ich in den vergangenen 4 Jahren bereits einen Einblick in die Tätigkeiten gewinnen konnte.

Was reizt sie an dieser Aufgabe?

Auf jeden Fall die Vielfältigkeit. Gleichstellungsarbeit ist ein weites Feld und berührt die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Mir fallen da zum Beispiel Themen wie die Berufsorientierung von Mädchen, politische Partizipation, Diversität oder auch Themen wie Gewalt gegen Frauen oder die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern ein.

In den letzten Monaten hatte ich viele Kontakte zu unterschiedlichsten Personen und Institutionen und ich denke, dass wir zusammen eine Menge bewegen können. Die ersten Projekte sind bereits in der Planung, aber einige Dinge benötigen eine längere Vorlaufzeit.

Wie sieht ihre tägliche Arbeit konkret aus?

Als Gleichstellungsbeauftragte nehme ich viele unterschiedliche Aufgaben innerhalb der Verwaltung wahr. Fast überall, wo Personalentscheidungen zu treffen sind, werde ich beteiligt. So nehme ich an vielen Vorstellungsgesprächen teil. Zum Glück habe ich eine Vertreterin, die mich hier tatkräftig unterstützt.

Darüber hinaus möchte ich auch die Öffentlichkeitsarbeit nach über zwei Jahren Pandemie wieder forcieren. Dieses bedarf natürlich einer längeren Vorbereitungszeit, aber die ersten Dinge stehen in den Startlöchern.

So werden wir – also die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Steinfurt –  eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Beruf und Finanzen für Frauen“ durchführen. Derzeit sind vier Veranstaltungen geplant, die sich mit Themen wie „Chancen und Risiken eines Minijobs“, „Frauen und Finanzen“ oder auch die „Verhandlung des ersten Arbeitsvertrages bzw. Gehaltes“ beschäftigen. Wir haben vor, diese Veranstaltungsreihe im kommenden Jahr zu erweitern.

Ein Projekt, mit dem ich mich gerade in den letzten Tagen viel beschäftigt habe, ist die Kampagne „Luisa ist hier!“, die vor der Pandemie in Zusammenarbeit mit der Frauenberatungsstelle entwickelt wurde. „Luisa ist hier!“ ist Teil der Präventionskampagne „Sicher feiern“ und bietet eine direkte Hilfe bei sexueller Belästigung von Frauen und Mädchen. Hier werden wir erneut auf die ortsansässige Gastronomie zugehen und für dieses Thema sensibilisieren und schulen. Wir haben jetzt Sommer und die Leute haben Lust zum Feiern, der richtige Zeitpunkt ist also da.

Was sind denn die wichtigen Themen für Sie, die Sie in der nächsten Zeit angehen möchten?

Ehrlich gesagt, gibt es viele Themen, die es zu bearbeiten gibt. Ich glaube, ein wichtiges Thema ist die bereits im Kindesalter typischen Jungen- und Mädchenrollen abzubauen. Wenn beispielsweise Kinder im Kindergarten gebeten werden, eine Person zu malen, die ein Flugzeug fliegt, werden fast nur Piloten gezeichnet. Pilotinnen dagegen selten bis nie. Wenn wir diese veralteten Rollenbilder nicht aufbrechen, lassen wir es zu, dass Karriere- und Familienplanungen – oft negativ – beeinflusst werden. In diesem Zusammenhang könnte ich mir daher eine Zusammenarbeit mit Schulen oder Kindergärten in Rheine vorstellen, um dieses Thema anzugehen.

Ein weiteres Anliegen ist mir auch, Frauen hinsichtlich der Gestaltung ihres Lebensentwurfes beratend zur Seite zu stehen. Wie wir alle wissen, spiegeln sich unterschiedliche Lebensentwürfe spätestens bei den Rentenansprüchen wider.  Um hier der Altersarmut entgegen zu wirken, wäre es sinnvoll und wünschenswert, dass sich die Paare vor und während der Familienphase eingehend Gedanken um die berufliche Zukunft machen. In diesem Zusammenhang passt die oben erwähnte Veranstaltungsreihe „Frauen und Beruf“ ganz gut hinein.

Auch das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, beispielsweise mit dem Aspekt “Führen in Teilzeit“ ist wichtig für mich. Denn davon können sowohl Frauen als auch Männer profitieren. Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels müssen die Unternehmen, ebenso wie wir als Stadtverwaltung, das Potential an gut ausgebildeten Mitarbeiter/-innen nutzen und zudem versuchen, sie langfristig zu binden. Clevere Konzepte für die Wahrnehmung von Führungsaufgaben in Teilzeit können hier ein Baustein sein.