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Kriegszeit & Befreiung von Borne

Gedenkstunde in der Kirche und “Erlebnistheater” in den Gassen von Alt-Borne

Am 2. April 1945 wurde Rheines Partnerstadt Borne durch britische und kanadische Truppen von deutscher Besatzung befreit. Vergangenen Samstag wurde dort nun nachgeholt, was eigentlich vor zwei Jahren zum Gedenken an den 75. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Niederlande von deutscher Besatzung geplant, aber wegen Corona nicht durchführbar war: die offizielle Gedenkfeier in der Oude Kerk und ein OpenAir Erlebnistheater unter dem Motto: Kriegszeit & Befreiung von Borne. Auch eine Delegation des Städtepartnerschaftsvereins Rheine war zu dieser Feier eingeladen und wurde gleich zu Anfang der Gedenkstunde als „Freunde“ willkommen geheißen. In den folgenden Redebeiträgen lebte die Kriegszeit mit ihren Schrecken, Grausamkeiten und Restriktionen für die „Zivilgesellschaft“ wieder auf. In allen Reden wurde aber auch auf den Überfall der Ukraine, den noch andauernden Angriffskrieg durch Russland und die vielfältigen Parallelen zu der damaligen Zeit verwiesen.

Der Bürgermeister von Borne, Jan Pierik, stellte die Bedeutung von Frieden und Freiheit in den Mittelpunkt seiner Rede, und erinnerte daran, dass man gerade ukrainischen Flüchtlingen eine sichere Zuflucht in Borne biete. Danach kamen vor allem Zeitzeugen oder – stellvertretend – Angehörige zu Wort. Ein Vertreter der jüdischen Gemeinschaft ließ die Angst vor Entdeckung und Deportation lebendig werden, an den bekannten Widerstandskämpfer Cor Hilbrink, Leiter und Organisator des Widerstandes in der Provinz Overijssel, erinnerte seine Urenkelin, die Ordensschwester Josephine organisierte die Aufnahme von Flüchtlingen und Hilfesuchenden in den Kriegstagen und versteckte sie vor dem Zugriff der Besatzer. Gemäß ihrem Motto: „Jeder Mensch zählt!“ bekräftige sie ihre Überzeugung, dass alle Menschen „die auf Mutter Erde leben, miteinander verbunden sind.“ Sie appellierte eindringlich an die Hilfsbereitschaft der Menschen und rief dazu auf, wo immer möglich, Bedrängten zu helfen. Zum Ende der Gedenkfeier stockte den Besuchern der Atem: eine Sirene ertönte, Luftalarm. Man erahnte Schlimmes. Woraufhin Mütter, Kinder und ältere Männer in die Kirche stürmten, sich um den Pfarrer und den Altar scharten, um dort – wie vor 77 Jahren – Schutz vor den Bomben zu suchen.

Dieser Alarm war auch gleichzeitig Auftakt und Teil des Erlebnistheaters, das sich an elf Stationen – verteilt über die Gassen von Alt-Borne – anschloss. Auf der Grundlage von Erzählungen und Berichten aus den Kriegstagen, spielten Bornenser jeden Alters, in Kostümen aus den 1945er Jahren, Szenen des täglichen Lebens nach, in denen die Grausamkeiten des Krieges, von der Konfiszierung von Waren des täglichen Bedarfs, über die mangelhafte notärztliche Versorgung der Bevölkerung im Lazarett bis hin zur willkürlichen Liquidierung von Zivilisten allen Zuschauern noch einmal eindrücklich ins Gewissen rief: Nie wieder Krieg!

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