Neuigkeiten

„Was macht die dauernde Kriegssituation mit den Kindern?“

Die meisten Kinder sind schwer traumatisiert. Da lindert die Unterstützung aus Rheine oftmals die Not. Unser Foto entstand beim Weihnachtsbacken. Der Strom war wieder einmal ausgefallen.

Mitglieder der Stiftung „Renewal of Ukraine“ aus Odessa waren Gäste des Caritas-Kinderheims – Reger Austausch

RHEINE. „Es ist sehr bewegend und beeindruckend zu hören, mit welcher Kraft Sie sich für die Kinder einsetzen. Wir als Stadt würden auch gerne ein Zeichen der Solidarität setzen“, sagte Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann während eines Gespräches mit Anna und Tomin Anton von der Stiftung „Renewal of Ukraine“ aus Odessa. Beide waren als Gäste des Caritas-Kinderheims und des Städtepartnerschaftsvereins Rheine in der Emsstadt. Im Mittelpunkt des fünftägigen Aufenthalts stand die fachliche Beratung durch Mitarbeiter des Caritas-Kinder- und Jugendheims, die spezialisiert sind auf die Diagnostik und Behandlung vom traumatisierten jungen Menschen.

Leider konnten nur zwei Vertreter aus Odessa an der Hospitation in der Rheiner Jugendeinrichtung teilnehmen. Weiteren Pädagogen und Therapeuten von „Renewal of Ukraine“ wurde aufgrund des Kriegsrechts an der ukrainischen Grenze die Ausreise verweigert. Durch Videokonferenzen konnten jedoch einige Eindrücke und Behandlungsansätze miteinander ausgetauscht werden. In den Fachgesprächen wurden die komplexen Störungsbilder erörtert und Behandlungsansätze diskutiert.

Beim Empfang durch den Bürgermesiter (v.r.): Anna und Tomin Anton, Bürgermeister Peter Lüttmann, Reiner Wellmann (Vorsitzender Städtepartnerschaftsverein), Winfried Hülsbusch (Leiter Caritas Kinder- und Jugendheim) sowie die Dolmetscherin Irina Lebsack.

„Was macht die dauernde Kriegssituation mit den Kindern?“ wollte der Bürgermeister von den beiden Therapeuten aus Odessa wissen. „Die meisten Kinder sind schwer traumatisiert. Sie haben die Eltern verloren, ihre Wohnhäuser verloren oder gesehen, wie ihre Eltern getötet wurden. Es gibt regelmäßige Bombenangriffe, den ganzen Tag Alarm und seit einem Monat auch wieder jede Nacht Raketenalarm. Es gibt kaum eine Chance zu schlafen. Alle Kinder sind in einem sehr schwierigen psychosozialen Zustand“, sagte Tomin Anton.

„Einfach nur traurig“, konstatierte Peter Lüttmann. Ob denn der Zusammenhalt in der Bevölkerung noch da sei, wollte er wissen. In den vom Krieg betroffenen Gebieten der Ukraine wollten alle Menschen ein schnelles Kriegsende. „Sie leben heute und hoffen, die kommende Nacht zu überleben. Ob es denn am Ende Gebietsabtretungen der Ukraine erfordert, das ist für sie gerade keine Frage“, sagte Anton. Die Menschen seien kriegsmüde, „die Eltern wünschen sich ein friedliches Leben für ihre Kinder“. Für diese Kinder organisiert die Stiftung Psychotherapien und auch Bildungstherapien in einem bürgerschaftlichen Netzwerk. Insofern sei auch der Austausch mit den Experten des Caritas-Kinderheims sehr wichtig und bedeutsam gewesen.

Derzeit könne es aber nur darum gehen, die traumatischen Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen zu mildern. Eine grundlegende Bearbeitung der seelischen Verletzungen werde erst nach dem Kriegsende möglich sein, so Anton weiter. Daher seien die vielen Projekte, die durch finanzielle Unterstützung des Städtepartnerschaftsvereins ermöglicht würden, so wertvoll, sagten Anna und Tomin Anton weiter.

Der Städtepartnerschaftsverein möchte „Renewal of Ukraine“ in Odessa und Mykolajiw auch weiterhin gezielt und kontinuierlich bei Therapieprojekten für die Kinder unterstützen. Wer den Städtepartnerschaftsverein dabei mit Spenden unterstützen möchte, der kann das Spendenkonto IBAN DE 65 4035 0005 0000 0642 53 Stichwort: Ukrainehilfe, bei der Stadtsparkasse Rheine nutzen.