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Ein „Lebemann und Lebensretter“

Tim Pröse bei seiner Lesung. I Hindergrund ein Bild von Jerzy Gross, dem "Letzten vo Schindlers Liste".

Bestsellerautor Tim Pröse mit seiner „Hommage an Oskar Schindler“

Rheine. Vor 80 Jahren rettete er die Menschen. Vor 30 Jahren wurde er weltberühmt. Mit dem Film „Schindlers Liste“.

In seinem Vortrag „Eine Hommage an Oskar Schindler” nahm Bestsellerautor Tim Pröse am Donnerstagabend im Josef-Winckler-Zentrum die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine gefühlvolle Zeitreise. Pröse brachte das unglaubliche Leben dieses „Lebemanns und Lebensretter“ in einer szenischen Lesung auf die Bühne.

Unter den vielen Gästen war auch das Parntercomité Borne-Rheine aus unserer niederländischen Partnerstadt.


Für sein Buch „Jahrhundertzeugen“ begegnete Pröse dem damals noch lebenden „Letzten von Schindlers Liste“, Jerzy Gross. Gross brachte Pröse den Menschen hinter der Ikone Schindler nahe: Ein Mann mit vielen Schwächen, der für seine Taten so viel Stärke aufbrachte. Und er traf die Witwe des Industriellen, Emilie Schindler. Jene Frau, die die 1200 geretteten Juden versorgte und beherbergte. Tim Pröse spürte dem Charakter dieses Ausnahme-Menschen Schindler nach und zeichnete ein feinfühliges Lebensporträt. Wer war dieser Lebensretter, der sein Leben so beherzt für andere einsetzte und sein ganzes Vermögen dafür gab, um die Menschen freizukaufen? Wer war dieser Lebemann, der so ausschweifend lebte? Der an seinem Lebensende vereinsamt und vergessen in einer 20-Quadratmeter-Wohnung am Frankfurter Hauptbahnhof hauste.
Der Autor zeigte Fotos aus dem Film von Steven Spielberg und erzählt die Geschichten hinter den Bildern. Dazu ließ er alte Lieder aus Schindlers Zeit anklingen.

Von 1939 bis Ende 1942 war der Betrieb von Oskar Schindler zu einer Emaille- und Munitionsfabrik in Krakau gewachsen, die fast 800 Arbeitskräfte beschäftigte. Unter diesen waren 370 Juden aus dem Krakauer Ghetto, das im März 1941 errichtet worden war. Die „Deutsche Emailwarenfabrik (DEF)“ wurde von Juden häufig Emalia genannt.

Schindlers Widerstand gegen das Regime entwickelte sich nicht aus ideologischen Gründen. Den zuvor opportunistischen Fabrikanten und Mitglied der NSDAP widerte die Behandlung der hilflosen jüdischen Bevölkerung an. Allmählich traten seine finanziellen Interessen gegenüber dem Verlangen zurück, so viele Juden wie möglich vor den Nationalsozialisten zu retten. Am Ende der Entwicklung waren Schindler und seine Ehefrau nicht nur bereit, ihr gesamtes Vermögen für dieses Ziel auszugeben, sie setzten sogar ihr Leben aufs Spiel.

Die angestrebte Basis der Rettungsbemühungen war die Einstufung seiner Fabrik als kriegswichtige Produktionsstätte. Dies gelang ihm, denn die Militärverwaltung des besetzten Polen erkannte 1943 sein Emaillierwerk als Rüstungsbetrieb (Produktion von Granatenhülsen) an. Das ermöglichte ihm, sowohl wirtschaftlich lukrative Verträge abzuschließen als auch jüdische Arbeiter anzufordern, die unter der Kontrolle der SS standen.

Besonders beeindruckend war bei Pröses Vortrag das Foto eines kleinen Mädchens, das eigentlich in die Gaskammer geschickt werden sollte. Schindler zeigte den SS-Leuten die kleinen Finger des Kindes. Es sei in der Produktion dafür zuständig, die Patronenhülsen von innen zu polieren. Das Kind durfte weiterleben…